Auf den Spuren unserer Geschichte
Unser 120-jähriges Jubiläum im Jahr 2015 haben wir zum Anlass genommen auf Spurensuche zu gehen. Aufgrund der umfangreichen Zerstörungen während des zweiten Weltkrieges wurden leider viele Dokumente und Fotos vernichtet, so dass wir unsere Geschichte nur Stückchenweise aufarbeiten konnten. Stundenlange Spurensuche im Stadtmuseum und Stadtarchiv brachten ein wenig Licht ins Dunkel. Einige alte Zeitungsartikel füllten Lücken. Leider werden wir nie in der Lage sein unsere Geschichte vollständig aufzuarbeiten. Doch was wir herausgefunden haben, zeugt von einer spannenden Geschichte, die wir gerne mit Ihnen teilen wollen.
Die ersten Jahre des Kaiserhofs
Erbaut und eröffnet wurde der Kaiserhof im Jahr 1895 von Oskar Försterling. Zeitungsberichten zufolge war Oskar Försterling bis dahin Pächter des Hotels „Ludgerihof“ am Ludgeriplatz, dort wo sich heute das Stadthaus II befindet. Der Kaiserhof befand sich direkt gegenüber dem 1890 eingeweihten Zentralbahnhof. Er hatte fünf Stockwerke zur Bahnhofstraße sowie einen Flügel zur Achtermannstraße mit einer sechsten Etage, in der das Personal untergebracht war. Ein Außen- und Wintergarten gehörten ebenfalls dazu.
Die Lage des Kaiserhofs war von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des Hotels. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs Münster stark. 1815 war die Stadt zur Provinzialhauptstadt ernannt worden und entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zum Mittelpunkt Westfalens. Doch die Verkehrsinfrastruktur zeigte sich lange Zeit nicht so fortschrittlich wie die Stadt. Seinen ersten kleinen Bahnhof erhielt die Stadt 1850. Erst 36 Jahre später wurde am innerstädtischen Verkehrsnetz gearbeitet. Eine private Pferdebuslinie etablierte sich, welche um 1901 durch eine Straßenbahn abgelöst wurde.
Durch das schnelle Wachstum des Schienenverkehrsnetzes wurde der Bahnhof schnell zu klein. An der Stelle des heutigen Bahnhofs entstand ein neuer Zentralbahnhof, doch auch dessen Kapazitätsgrenzen waren kurz nach dem Ersten Weltkrieg erschöpft. Zeitungsberichten zufolge durchfuhren täglich 800 Züge den Bahnhof. 9.000 Passagiere nutzen ihn werktags, an Sonntagen sogar bis zu 15.000. Der Bahnhof und die Bahnhofstraße waren von herausragender Bedeutung geworden, was auch erklärt, warum die Bahnhofstraße – die wichtigste Straße der Stadt – 1933 von den Nationalsozialisten in Adolf-Hitler-Straße umbenannt und zu einem der bedeutendsten Ziele für die späteren Bombardierungen wurde.
Der Kaiserhof hatte sich in seinen ersten Jahren – auch aufgrund der Entfaltung des Bahnhofsviertels – prächtig entwickelt und wurde schon im ersten Guide Michelin von 1910 Reisenden empfohlen. Doch aus uns unbekannten Gründen entschloss sich Oskar Försterling um 1930 zum Verkauf.
Verkauf an Josef Cremer
Gekauft wurde das Hotel von Josef Cremer. Der 1845 geborene Josef Cremer hatte sein Abitur am Paulinum in Münster gemacht. Nach der Schule ging er auf eine Studienreise, welche ihn nach England, Belgien und in die Niederlande führte. Seine kaufmännische Ausbildung und erste Berufserfahrung machte Josef Cremer in der Eisen- und Stahlbranche. Mit nur 24 Jahren wurde er Mitbegründer des „metallurgischen Exporthauses“ Willems & Cremer in Brüssel. Im März 1889 kaufte er dann von seinen Vettern die 1854 gegründete Dortmunder Brauerei Thier & Co. 16 Jahre vor seinem Tod am 01.01.1938 wurde Josef Cremer für seine Jahrzehntelangen Verdienste, vor allem im kulturellen Bereich, zum Ehrenbürger der Stadt Dortmund ernannt.
Schicksalsschlag Zweiter Weltkrieg
Josef Cremer wollte den Kaiserhof nicht selber führen, da er seinen Verpflichtungen in der Brauerei nachkommen wollte. Er verpachtete das Hotel an Konrad Teerling, dem Schwiegersohn von Gründer Oskar Försterling. Dieser sorgte primär dafür, dass das Hotel eines der bekanntesten in Münster wurde. Im damaligen "Konzert-Café" spielten die beliebtesten Caféhaus-Orchester. Es gab eine große Tanzfläche, im Sommer konnte auch die Tanzfläche im Garten genutzt werden. Eine gute gastronomische Einrichtung war der "Tunnel", eine gutbürgerliche Kneipe im Keller. Der Tunnel befand sich im Untergeschoss des Hotels und war durch eine Treppe von der Bahnhofstraße aus erreichbar.
Am 12. September 1944 schlugen das Schicksal bzw. die Bomben hart zu. Der Kaiserhof wurde fast vollständig zerstört. Nur der "Tunnel" und ein Teil seiner Küche blieben stehen. Das ganze Bahnhofsviertel – ein strategisch wichtiges Ziel für die Bomben – war zerstört. Vom Zentralbahnhof hatte man nun einen ungehinderten Blick bis in die Innenstadt.
Von Juni 1945 bis weit in die 50er Jahre wurde der Kaiserhof langsam und mühsam wieder aufgebaut. Unter starker Beteiligung der Pächterfamilie und der Thier-Brauerei wurden fünf Etagen, ein Restaurant für Hotelgäste und das Café nach und nach wieder errichtet. Der Garten und Flügel wichen dem mittlerweile moderneren Baustil und Ansprüchen der Gäste.
Die verschwundenen Geschenke von König Ibn Saud
Nach den Kriegsjahren beherbergte der Kaiserhof eine Vielzahl an – mitunter illustren – Gästen. Am meisten in Erinnerung geblieben ist König Ibn Saud, der den Kaiserhof gleich zweimal – 1964 und 1965 – besuchte. Der damalige saudische König mietete für jeweils zwei Wochen eine komplette Etage des Hauses. Er kam berichten zufolge nach Münster, um sich in der Uniklink behandeln zu lassen. Der König reiste stets mit großem Gefolge und Sicherheitspersonal an und verteilte ein sehr großzügiges Trinkgeld z.B. an den Pagen, der die Limousine vorfuhr. Zudem schenkte er dem damaligen Pächter Konrad Teerling einen Säbel mit Goldschaft und einen mit Edelsteinen besetzten Dolch aus Gold. Diese Gastgeschenke galten lange Zeit als verloren, da sie von seinem Sohn veräußert wurden. Richard Koch, Inhaber des gleichnamigen Pfandleihauses an der Bahnhofstraße, hatte sie erworben und als Dekoration in seinem Büro aufgehangen. Aufgrund eines Zeitungsberichts erfuhr er Jahre später, dass diese Stücke Gastgeschenke vom König Ibn Saud waren und übergab sie 2002 "nach kurzer und intensiver Verhandlung" an Kaiserhof-Eigentümer Peter Cremer.
Der Weg zum heutigen, modernen Kaiserhof
1972 übernahm Oskar Teerling, der Sohn von Konrad Teerling, die Pacht als dieser sich entschloss den wohlverdienten Ruhestand anzutreten. 1999 lief dieser Pachtvertrag aus und Peter Cremer – Ur-Ur-Enkel von Josef Cremer – und seine Frau Anne übernahmen als erste Eigentümer die Geschäftsführung des Hotels selbst. Unter ihrer Federführung begannen 2001 fast zehn Jahre andauernde Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten.
Nach und nach wurden alle Zimmer und Bäder renoviert, Fenster mit Vierfachverglasung eingebaut, Tagungsräume neu errichtet und öffentliche Bereiche wie Kaminzimmer und Lobby stilvoll gestaltet. Zudem wurde eine Klimaanlage in allen Zimmern, Veranstaltungsräumen und öffentlichen Bereichen installiert und die Außenfassade modernisiert. Ergänzt wurde das Inventar durch ausgesuchte Antiquitäten und Kunstgegenstände – darunter Originalgemälde von Busch, Haase, Determeyer und Modersohn – aus dem Privatbesitz der Familie Cremer.
Die Entwicklung des Hauses war auch nach außen hin sichtbar. Ein Meilenstein war die Eröffnung des Veranstaltungsraums „Kaisersaal“ im Jahr 2006. In dem Bereich des Hauses zwischen Haupteingang und dem heutigen Restaurant befand sich bis wenige Monate vorher noch ein Drogerie-Markt. Mit dem Kaisersaal lebte die alte Tradition von Festen, Bällen und natürlich modernen Tagungen wieder auf – eine Brücke zum alten Kaiserhof. Das vor dem Saal liegende Foyer wurde unter anderem für Ausstellungen genutzt. Eine ganz besondere folgte im März 2008, wo im Foyer das älteste Serienmotorrad der Welt, eine 1894er Hildebrandt & Wolfmüller, zu sehen war. Zeitungsberichten zu folge blieb diese Ehre dem eigentlich sehr interessierten, weltberühmten Guggenheim-Museum in New York verwehrt.
Ein weiterer Meilenstein wurde 2008 umgesetzt. Familie Cremer kaufte das Nachbargebäude an der Ecke Urbanstraße und entwickelte zwei Restaurantkonzepte, welche Ende Oktober in den neuen Räumlichkeiten realisiert wurden. Die beiden Restaurants Gabriel's und Gourmet 1895 mitsamt Weinkeller eröffneten in jenem Herbst.
Auch an der Rückseite des Hotels tat sich 2008 einiges. Der Parkplatz wurde neu gestaltet. Im Oktober wurde an die Wand des westlich angrenzenden Hauses ein 8 x 16 m großen Kunstwerk angebracht, welches an das „alte“ Münster und seine Persönlichkeiten erinnert, da die Stadt Münster einer reinen Hotel-Werbung nicht zustimmte. Das Kunstwerk von Hans Kröger zeigt eine idealisierte Version des Kaiserhofs in seinem Originalzustand von 1895, erweitert um ein paar "Zeugen der Stadtgeschichte". Grundlage bildete eine alte Ansichtskarte aus den Gründerjahren des Hotels. Die Front des Hotels umrahmte er mit den Torpfeilern des Erbdrostenhofs. Im Anschluss wurde die Szenerie mit einigen Gestalten aus Münsters Vergangenheit ausgestattet: Professor Landois kommt gerade vom Frühshoppen, der tolle Bomberg reitet am Hotel vorbei und die emanzipierte Bildhauerin Elisabet Ney fährt ihr eigenes Automobil. Hans Krögers Konterfei wurde der Tradition zufolge ebenfalls im Fenster einer Gesindekammer untergebracht. Und natürlich ist auch Josef Cremer zu sehen.
Von Gästen geschätzt, von Reiseratgebern gelobt
Im Frühjahr 2011 wurde der letzte Modernisierungsabschnitt beendet: die Eröffnung des Kaiserhof Beauty & Spa, einer 500 qm Wellness-Oase auf zwei Ebenen. Die jahrelangen Bemühungen wurden von der DEHOGA mit der Auszeichnung als Vier-Sterne-Superior Hotel gewürdigt. Die Restaurants erhielten Jahr für Jahr Lob von den führenden Restaurantkritikern wie Gault Millau, Feinschmecker und Co. Eine besondere Ehrung kam dem Gourmet 1895 zu. 2012 wurde das Restaurant zum ersten Mal mit einem Stern des Guide Michelin geehrt und konnte diese Auszeichnung auch in den Folgejahren halten.
Doch noch wichtiger war und ist die Würdigung der Leistungen durch die internationalen Gäste, die in Reiseportalen wie Holidaycheck und Tripadvisor oder auf Bewertungsportalen wie Yelp über Ihre Erfahrungen im Kaiserhof berichten. Das ganze Team freut sich über viel Lob, hohe Weiterempfehlungsraten und Verbesserungsvorschläge, die ihnen helfen sich mit der Zeit weiterzuentwickeln.
Die Zukunft des Kaiserhofs
Im Jahr 2013 war bei Anne und Peter Cremer die Entscheidung gefallen, sich zum Jahresende langsam aus dem operativen Geschäft zu verabschieden und die Leitung des Hotels in jüngere Hände zu übergeben. Am 01.01.2014 übernahmen Anja und Kay Fenneberg die operativen Geschäfte des Kaiserhofs, seit dem 01.01.2015 sind sie Pächter des Hotels.
Schon in den ersten Jahren haben Anja und Kay Fenneberg viel getan um den hohen Standard des Hotels zu behalten und das Haus in die Zukunft zu führen. So wurden zwei der fünf Etagen komplett renoviert. Einzelne Zimmer auf den anderen Etagen haben ein Update erhalten, wie z.B. die Familienzimmer, welche hochwertige Schlafsofas erhalten haben. Die parkplatzseitige Außenfassade wurde mitsamt des Eingangs umfangreich neu gestaltet. Lobby, Kaminzimmer und Bar wurden modernisiert, im Restaurant Gabriel's die Bestuhlung ausgetauscht und sogar die Verwaltungsbüros modern umgestaltet. Im Zuge der Umstrukturierung wurde das Restaurant Gourmet 1895 im Frühjahr 2018 geschlossen. Gastgeber und Küchenbrigade konzentrieren sich nun auf das Restaurant Gabriel's, die Feiern und Tagungen im Haus und das stetig wachsende Catering-Geschäft.
Durch ihren Einsatz und die hohen Investitionen hat Familie Fenneberg nicht nur einen sicheren Arbeitsplatz für die aktuell gut 40 Festangestellten und zahlreichen Aushilfen geschaffen. Sie engagieren sich auch tatkräftig und vielseitig für die Rekrutierung und Ausbildung von Nachwuchskräften, welche diesen Einsatz meist damit belohnen, dass sie zu den besten ihres Ausbildungsjahrganges gehören.
Wo die Reise in Zukunft hingehen wird, das bestimmen vor allem die Gäste. Denn Ihre Wünsche und Anregungen sind der Wegweiser für das gesamte Team. Die Weichen hierfür sind zukunftsorientiert gestellt.
Und auch das Bahnhofsviertel erfindet sich gerade wieder neu, mit dem aufwendigen Umbau des Bahnhofs und einigen anderen Stellschrauben. Langweilig wird es bei uns also nie!
Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Kaiserhof!
Ihre Julia Wieduwilt
Der historische Kaiserhof - Fotos von Christoph Niehus
Fotos und Dokumente von Familie Cremer & Gästen
- Historische Speisenkarte: Deckblatt, Frühstückskarte, warme Speisen, Weinkarte
- Speisenkarte vom "Tunnel" aus dem Jahr 1942: Seite 1, Seite 2, Seite 3
- Hotelmappe: Umschlag Seite 1, Umschlag Seite 2
- Hotelrechnung von 1949
- Zeitungsanzeige und Wertmarken
Foto- und Text-Quellen
- Christoph Niehus, Facebook-Seite Münster in Westf. Historische Ansichtskarten (Unsere Empfehlung für alle, die sich für Münster's Geschichte interessieren)
- Privatsammlung von Familie Cremer
- Zusendungen von Gästen
- Diverse Zeitungsartikel der Westfälischen Nachrichte und Münsterschen Zeitung
Seit 2002 ist die Tourismusbranche meine berufliche Heimat. Die ersten fünf Jahre habe ich als Reiseverkehrskauffrau gearbeitet, 2007 bin ich in die Hotellerie gewechselt, die ich Ende 2019 verlassen habe. Meine Leidenschaft ist es neue Länder, aber auch die eigene Heimat zu entdecken sowie aktuelle Trends und Themen aus der Branche aufzuspüren und andere davon zu begeistern. Mit meinen Blog-Artikeln möchte ich Sie inspirieren, zeigen wie vielseitig die Hotelbranche und das Münsterland sind und Sie dazu animieren, hin und wieder mal über den Tellerrand zu schauen.
Über Lob & Kritik oder Anregungen für neue Themen, über die Sie lesen möchten, freuen wir uns sehr. Schreiben Sie uns eine Mail an verkauf@kaiserhof-muenster.de!