Sagen aus dem Münsterland: Von kopflosen Geistern, Hexen und falschen Wunderheilern
Gehen Sie in der dunklen Jahreszeit gerne in der Dämmerung im Wald spazieren? Einige Münsterländer nicht. Das liegt nicht daran, dass sie Angst haben, sich im dunklen Wald zu verirren, sondern dass sie unheimlichen Gestalten begegnen könnten. Um das Münsterland mit seinen Wäldern, Mooren und unzähligen Schlössern und Burgen ragen sich viele Sagen. Einige Geschichten sind verloren gegangen, doch viele wurden über Jahrhunderte überliefert. Wir haben eine umfassende Sammlung an Geschichten auf muensterland.de gefunden. Ein paar davon möchten wir Ihnen heute vorstellen. Außerdem stellen wir Ihnen die Radroute „Sagenroute im Münsterland“ und den Wanderweg „Tecklenburger Hexenpfad“ vor. Wir wünschen viel Spaß beim Gruseln! Und sollten Sie sich einmal selber ein Bild machen wollen, buchen Sie doch ein gemütliches Hotelzimmer bei uns. Auch wenn es uns schon 120 Jahre gibt, Geister spuken bei uns nicht durchs Haus!
Der falsche Wunderheiler
Unsere erste Sage führt uns in das Schloss Raesfeld im Kreis Borken, 70 km von Münster entfernt. Wie es sich für ein richtiges Schloss gehört, lebt auch im Schloss Raesfeld durch eine tragische Geschichte voller Hoffnung und Betrug ein Schlossgespenst. Vor langer, langer Zeit bewohnte das schöne Schloss im Grünen eine Adelsfamilie. Der jüngste Sohn erkrankte plötzlich an hohem Fieber und kein Heilmittel half. Die Ärzte waren ratlos, der arme Junge litt. Nachts konnte er vor Schmerzen nicht schlafen. Sein Wimmern hallte durch die Flure und lies die Bediensteten erschaudern. Eines Tages – die Eltern waren schon sehr verzweifelt – stand ein Heiler aus einem fernen Land am Schlosstor. Er hätte vom Schicksal der Familie gehört und könne den jungen Adeligen heilen. Die Eltern waren entzückt und ließen den Wunderheiler zu ihrem Sohn. Nach vollbrachter Tat erklärte dieser der Familie, er hätte dem Jungen das Heilmittel verabreicht. Er würde jetzt schlafen, doch wenn er aufwache, wäre er wieder vollkommen gesund. Doch der Junge erwachte nicht mehr und der Wunderheiler war längst über alle Berge, mitsamt seiner reichen Entlohnung. Die Familie begrub ihr jüngstes Kind, doch am nächsten Tag hatte die Wand seiner Gruft einen langen, tiefen Riss. Graf und Gräfin dämmerte es, dass der Tod ihres Jungen kein natürlicher war. Sie verließen das Schloss und ließen nur eine Dienstmagd und eine Hauswirtschafterin zurück. Doch auch diese lernten dort das Fürchten. Denn in jeder Nacht hörten sie das Wimmern des kranken Jungen. An einem Abend begannen zudem die Türen zu klappert und alle Lichter erloschen mit einem Mal. Da ergriffen auch die beiden Frauen mit dem Nötigsten in der Hand das Schloss. Das Wimmern soll man noch heute hören, aber das müssen Sie selber herausfinden!
Wenn zwei sich streiten…
Tragische Geschichten von zwei Männern, die um die Gunst einer Frau kämpfen, gibt es immer wieder. Eine davon hat sich einer Sage nach im Schloss zu Rhede abgespielt. Das Wasserschloss, 75 km von Münster entfernt, wurde ursprünglich 1426 erbaut und über die Jahrhunderte verändert und erweitert. In dieser Zeit hat es auch immer wieder den Besitzer gewechselt, allerdings soll eine Bewohnerin über all die Jahre hinweg geblieben sein: Die weiße Dame. Wann sich dieses Drama um Liebe und Eifersucht genau abgespielt hat, ist leider nicht überliefert. Zugetragen haben soll es sich so: Eine junge, adelige Schönheit umgarnte zu jener Zeit sämtliche Männer im heiratsfähigen Alter (und vermutlich auch die, die schon verheiratet waren). Sie war eitel und selbstsüchtig. Einen Verehrer zurückweisen kam für sie nicht in Frage, lieber spielte sie mit den Gefühlen dieser, ohne einen Hauch von Rücksicht oder Verständnis. Unter ihren Verehrern waren auch zwei Brüder. An einem Silvesterabend, im Schloss fand gerade ein großes Fest statt, sprach die junge Adelige zu einem der Brüder: „Ich werde denjenigen Mann zum Gemahl nehmen, der es als erster schafft im neuen Jahr die Glocke des Schlossturmes zu läuten.“ Nicht wissend, dass sein Bruder dieselbe Dame begehrte, wähnte sich der Mann siegessicher und stürmte um Mitternacht die Treppe des Schlossturmes hinauf. Dort erblickte er erstaunt und dann erzürnt seinen Bruder, der dieselbe Botschaft von der schönen Verehrten erhalten hatte. Sie kämpften bis ein Bruder den anderen erstach und das Blut die Treppe hinunterlief. Der Mörder wurde verhaftet und zu Tode gerichtet. Die junge Adelige erfuhr zum ersten Mal, dass ihre Selbstsucht Folgen für andere hat. Ihr schlechtes Gewissen trieb sie in den Wahnsinn und nur wenige Jahre später in den Tod. Noch heute soll sie in jeder Silvesternacht das Blut von den Treppenstufen wischen. Ob das so ist, weiß wohl nur die jetzige Besitzerfamilie des Schlosses zu Rhede.
Mit dem Kopf unterm Arm
In Emsdetten, 25 km von Münster entfernt, gibt es gleich einen ganzen Sagenbrunnen, in dem stellvertretend für die örtlichen Geschichten sieben Figuren abgebildet sind, die vom Emsdettener Künstler Herbert Daubenspeck entworfen wurden. Eine dieser sieben Sagen handelt vom Mann ohne Kopf. Pfarrer Josef Achterfeld beschrieb die Sage in seinem Buch „Herdfeuergeschichten“ so: „An dem alten Fahrweg vom Dorf auf die Bauerschaft Ahlintel zu konnte man früher um Johanni herum dem Mann ohne Kopf begegnen. Es war ein schauriger Anblick, ihn daher stapfen zu sehen ohne Rast und Aufenthalt, als müsse er noch unbedingt ein Ziel erreichen. Niemals ist einer durch ihn zu Schaden gekommen, wenngleich sich bei seinem Anblick die Hunde jaulend davon machten und jeder gut daran tat, vom Bock des Wagen zu steigen und das Pferd an der kurzen Leine zu führen, damit es nicht scheute. Ein junger Mann stieß im Sternbusch unerwartet auf den Mann, der seinen Kopf in den Händen hielt. Dabei hätten ihn die beiden Augen seines Gegenübers gar nicht drohend angeblickt, nein - sie seien voll Trauer gewesen, so das seine eigene Angst langsam gewichen sei und sich eher in Mitleid gewandelt hätte. Dann hat sich der Spuk abgewandt und sei im Gebüsch verschwunden. Am Abend erzählte er natürlich sein Erleben. Ein paar Großmäuler lachten ihn glatt ob seiner Spökenkiekerei. Aber unser Gewährsmann lächelte in sich hinein, als die Spötter ganz und gar nicht den Dreh fanden, in die dunkle Nacht hinein aufzubrechen und immer neue Vorwände suchten, noch zu bleiben. Der Mann ohne Kopf wurde immer seltener gesehen und heute weiß kaum noch einer von ihm.“ Aber wer weiß, vielleicht sehen wir heute einfach mit anderen Augen und übersehen ihn so?!
Der Tecklenburger Hexenpfad
Um ganz andere Gestalten ranken sich die Sagen in Tecklenburg, nur 40 km von Münster entfernt. Auf einem vier Kilometer langen Pfad können Sie durch den Wald zur Hexenküche wandern. Zur Mitternacht versammelten sich hier die Hexen der Region, brauten Zaubertränke und mixten Tinkturen und Salben. Sie tanzten, sangen und lachten wild. Die meisten Bewohner hielten sich zu dieser Zeit weit von der Hexenküche entfernt, denn jedem der die Hexen bei ihrem Treiben beobachte, spielte das Schicksal übel mit. Außerdem war auch der pferdefüßige Teufel Gast so machen Hexenfestes. Warum die Hexen und der Teufel heute (wahrscheinlich) nicht mehr vor Ort singen, tanzen und brauen ist unterschiedlich überliefert. Wir haben zwei Versionen gefunden. Nach der einen Erzählung fiel der Graf von Tecklenburg auf einer nächtlichen Reise den Hexen zum Opfer. Er fiel einfach tot um, als er sie um den großen Hexenkessel tanzen sah. Seine Frau war entsetzt, aber auch mutig und eine gläubige Christin. Sie ging in der nächsten Nacht mit einem Kruzifix in der Hand und ihrem starken Glauben im Herzen zur Hexenküche und vertrieb Teufel und Hexen. Der Teufel hinterließ vor Wut einen Fußabdruck im Felsen, den man bis heute sehen kann.
Die zweite Version besagt auch, dass der Teufel seinen Fußabdruck hinterlassen hat. Doch dies vor Schmerzen, denn er musste beim dritten Hahnenschrei wieder in der Hölle sein. Eines Tages vergaß er die Zeit und die Sonnenstrahlen verletzten ihn. Von Schmerz verzerrt stieß er seine Hufe in den Fels, deren Abdruck heute noch zu sehen ist.
Der Tecklenburger Hexenpfad beginnt in der Altstadt und ist durch Wegweiser gut ausgeschildert. Einen Hexenpfad-Führer können Sie sich zudem in der Tecklenburger Touristik Information abholen. Ruinen, Gesteinsformationen, Wälder und Höhlen warten darauf von Ihnen entdeckt zu werden. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht den Hexen begegnen!
Mit dem Fahrrad die Sagen des Münsterlandes entdecken
Ein anderer Weg die Sagen des Münsterlandes zu entdecken, ist die Fahrradroute „Sagenroute im Münsterland“ entlang zu fahren. Diese 214 km lange Route führt durch zwölf verschiedene Orte, darunter Ibbenbüren, Recke, Lengerich, Bad Iburg und Tecklenburg. Die Route ist mit einem Piktogramm einer auf einem Besen fliegenden Hexe ausgeschildert. Eine Fahrradkarte für diese Tour sowie GPS-Daten erhalten Sie von muensterland-tourismus.de sowie tecklenburger-land-tourismus.de.
Sie sehen, dass Münsterland hat mehr zu bieten als flache Landschaften mit weiten Feldern und Wiesen.Viel Spaß bei Ihren Grusel-Touren durch das Münsterland und schaurig schöne Grüße aus dem Kaiserhof
Julia Wieduwilt
Fotoquelle: Deep Forest Fairy Tale Scary Scene Yurei Ghost 3D render © boscorelli – fotolia.com
Seit 2002 ist die Tourismusbranche meine berufliche Heimat. Die ersten fünf Jahre habe ich als Reiseverkehrskauffrau gearbeitet, 2007 bin ich in die Hotellerie gewechselt, die ich Ende 2019 verlassen habe. Meine Leidenschaft ist es neue Länder, aber auch die eigene Heimat zu entdecken sowie aktuelle Trends und Themen aus der Branche aufzuspüren und andere davon zu begeistern. Mit meinen Blog-Artikeln möchte ich Sie inspirieren, zeigen wie vielseitig die Hotelbranche und das Münsterland sind und Sie dazu animieren, hin und wieder mal über den Tellerrand zu schauen.
Über Lob & Kritik oder Anregungen für neue Themen, über die Sie lesen möchten, freuen wir uns sehr. Schreiben Sie uns eine Mail an verkauf@kaiserhof-muenster.de!
Die Sagen sind richtig spannend!
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