Westfälischen Spezialitäten, die Sie bei Ihrem nächsten Besuch in Münster auf jeden Fall probieren sollten!
Westfalen ist bekannt für eine grüne, flache Landschaft, ausgedehnte Fahrradrouten und bodenständige, etwas sture aber sehr aufrichtige Menschen. Googlen Sie „typisch westfälisch“ steht die westfälische Kulinarik ganz weit oben.
Westfälische Küche zwischen Himmel und Erde
Adjektive, die die typische westfälische Küche beschreiben gibt es viele: Deftig, bodenständig, herzhaft, fettig oder auch süß werden am häufigsten mit westfälischen Speisen assoziiert. Aus Arme-Leute-Essen entwickelten sich münsterländische Nationalgerichte wie Töttchen und jedes Stück des geschlachteten Viehs wurde verwertet. Verschwendung konnte man einem Westfalen damals nicht vorwerfen!
Die klassische westfälische Küche ist schon mehrere Jahrhunderte alt, doch leider wird mehr und mehr von den modernen Küchenstilen verdrängt. Ein Restaurant in Münster sollten Sie auf jeden Fall besuchen, wenn Sie die althergebrachte westfälische Küche probieren möchten: Das Alte Gasthaus Leve. Es besteht schon seit 1607, hat ein sehenswertes uriges, historisch-westfälisches Interieur, ist grundsätzlich sehr gut besucht (daher empfiehlt es sich zu reservieren) und bietet eine abwechslungsreiche Speisenkarte mit vielen westfälischen Speisen- und Getränkespezialitäten.
Falls Sie schon wieder in Ihrer Heimat sind und sich nach dem deftigen westfälischem Essen sehnen, dann nutzen Sie doch unsere Rezept-Links, um in der Heimat einmal Familie und Freunde mit westfälischen Delikatessen zu überraschen.
Westfälische Vorspeisen & Zwischenmahlzeiten
- Westfälischer Vesperteller mit Pumpernickel: Der Vesperteller ist eine klassische Vorspeisen-Platte bestehend aus westfälischem Schinken, Leber- und Blutwurst, Käse sowie Pumpernickel oder Bauernbrot. Einfach auf einem großen Holzbrett anrichten, etwas Butter oder Schmalz dazu – fertig!
- Mettbrötchen mit Zwiebeln: Ein Klassiker für Zwischendurch ist das Mettbrötchen. Die Brötchenhälften werden mit Butter und einer (sehr) dicken Schicht Mett bestrichen und mit vielen Zwiebeln garniert.
Westfälische Eintöpfe und Suppen
- Blindhuhn: Nein, ich habe mich nicht verschrieben, der Eintopf heißt tatsächlich so. Der Überlieferung nach, „weil selbst ein blindes Huhn in diesem Eintopf etwas Gutes finden muss“. Als Vegetarierin habe ich diesen Eintopf nie probiert, aber ich frage mich schon, ob diese Überlieferung etwas über den Geschmack aussagt?! Der Blindhuhn-Eintopf besteht unter anderem aus weißen Bohnen, Speck, Möhren, Kartoffeln, Birnen und Äpfeln.
- Stielmus-Eintopf: Stielmus ist eine besondere Form der Speiserübe. Anstatt der Wurzeln werden hier die Blätter verarbeitet. Neben Stielmus werden für den vegetarischen Eintopf unter anderem noch Kartoffel, Schmand und Butterschmalz verwendet. Wer auf die deftige Fleischeinlage nicht verzichten will, kann z.B. Mettendchen oder Rindfleisch hinzugeben.
- Münsterländer Biersuppe: Eine etwas gewöhnungsbedürftige Mischung findet sich in der Münsterländer Biersuppe wieder. Malzbier, Milch, Rosinen und Vanille sind die Hauptzutaten dieser süßen Suppe.
- Westfälische Hochzeitssuppe: Die Westfälische Hochzeitssuppe ist mittlerweile schon in ganz Deutschland bekannt und beliebt. Die klare Brühe mit deftiger Einlage, wie Markklößchen, Rindfleisch oder Eierstich, wird gerne als Vorspeise gegessen.
Deftig & bodenständig: Westfälische Hauptgerichte
- Pfefferpotthast: Pfefferpotthast kann man auf verschiedene Arten genießen. Entweder als Eintopf oder als eine Art Ragout – im Sommer mit Salzkartoffeln und Salat, im Winter mit Gewürzgurken und Rote Bete. Traditioneller Pfefferpotthast besteht aus Rindfleisch, Zwiebeln, Lorbeerblättern, Nelken sowie – wie der Name schon sagt – Pfeffer. Es ist ein klassisches Herbstgericht, welches zu Beginn der Schlachtzeit zubereitet wurde.
- Töttchen: Töttchen galten früher als Arme-Leute-Essen. Wie eingangs schon gesagt, wurde jedes Stück des geschlachteten Viehs verwertet, daher enthielt das ursprüngliche Töttchen-Rezept als Zutaten Innereien wie Lunge oder Herz vom Rind, welche mit Zwiebeln und Essig zu einem Ragout verkocht wurden. Heute werden statt Innereien meist Kalbsfleisch oder –zunge verwendet.
- Panhas: Panhas gehörte ebenfalls zum Arme-Leute-Essen. Es ist eine Art Kochwurst, welche wie ein Laib Brot geformt, in Scheiben geschnitten und zu einem deftigen Gemüseeintopf serviert wird.
- Himmel und Erde (Himmel und Ähd): Bei diesem einfachen Gericht vereinen sich herzhaft und süß. Zubereitet wird es aus Blutwurst, Kartoffelpüree mit Äpfeln und gebratenen Zwiebeln. Da Kartoffeln früher Erdäpfel genannt wurden, entstand der Name Himmel (Äpfel am Baum) und Erde (für den Erdapfel). Unser Foto zeigt eine moderne Variante dieses Gerichts.
Süßes aus Westfalen
- Stutenkerl (auch Weckmann): Hier werden Kindheitserinnerungen wach! Pünktlich zu Nikolaus liegen die Stutenkerle in den Auslagen der hiesigen Bäckereien. Das süße Hefeteiggebäck hat die Form eines Mannes mit Rosinen als Augen und einer weiße Tonpfeife im Mund mit der die Kinder, wenn sie den Stutenkerl verputzt haben, spielen.
- Struwen: Ebenfalls ein saisonales Gericht ist Struwen. Das sind Hefepfannkuchen, die im Münsterland traditionell an Karfreitag gegessen werden.
- Herrencreme: Dieses Dessert ist ein Favorit meiner Familie, welches wir an Feiertagen oder bei Familienessen servieren. Es besteht aus Vanillepudding, Sahne und (dick geraspelter) Schokolade sowie Rum. Für Kinder wurde bei uns traditionell natürlich eine Portion ohne Rum zur Seite gestellt, aber mit Rum schmeckt es einfach besser. Außerdem lohnt es sich die Herrencreme eine Nacht „ziehen zu lassen“.
- Westfälische Götterspeise: Der Name täuscht, denn mit Wackelpudding – wie Götterspeise auch genannt wird – hat dieses Dessert nichts zu tun. Diese süße westfälische Spezialität besteht aus Sahne, Pumpernickel, Äpfeln, Kirschen und Haselnüssen sowie Makronenbrösel.
- Stippmilch: Stippmilch hat eine sehr lange Tradition im Münsterland und ist auch heute noch bei Jung und Alt beliebt. Bei Stippmilch werden Quark, Milch und Zucker miteinander verrührt. Diese leichte, leckere Süßspeise ist schnell gemacht und kostengünstig, so dass damals auch die armen Leute diesen Nachtisch genießen konnten. Heute wird sie verfeinert mit Zimt, Vanille, Pumpernickel oder Früchten der Saison serviert.
Und was hat das Münsterland in Sachen Getränkekultur zu bieten?
Edle Tropfen und leckere Biere werden in Münster und dem Münsterland ebenfalls angeboten. Mit „Tommy’s Weine“ gibt es sogar das erste Weinanbaugebiet vor den Toren der Stadt!
Auf eine 300-jährige Firmentradition blickt die Feinbrennerei Sasse zurück. Münsterländer Aperitif, Lagerkorn oder Kräuterelixier, die Auswahl edler Spirituosen ist beträchtlich. Da die Produkte erst mit der Zeit ihren Geschmack entfalten, sieht Sasse Zeit als seinen wichtigsten Rohstoff an. Höchste Standards in Sachen Qualität bilden den Rahmen für hervorragende Tropfen, die sich perfekt als Digestif nach einem guten, westfälischen Essen eigenen. Für alle Interessierten bietet die Feinbrennerei Touren, Verköstigungen und Workshops an.
Eine weitere bekannte Destilliere im Münsterland ist Dwersteg, Familienunternehmen seit dem Jahr 1882. In dieser Manufaktur entstehen feinste Liköre, Spirituosen und Essenzen aus besten Zutaten nach alten Rezepten.
„Von den 150 Altbierbrauereien, die es einmal in Münster gab, ist eine einzige übriggeblieben: Pinkus Müller.“ Seit 1816 braut Familie Pinkus in Münster das Bier, welches sich gegen 149 andere durchgesetzt und als einziges lokales Bier überlebt hat. Qualität und Geschmack stehen im Mittelpunkt, handwerkliches Können und die sorgfältige Verarbeitung sorgen für ein schmackhaftes Ergebnis. Bei Pinkus können Sie nicht nur ein frisches, kühles Bier genießen, sondern auch zum Essen einkehren. Natürlich stehen auch „traditionelle Spezialitäten wie Töttchen und Pannekoken mit Pillewörmer“ auf der modernen Speisenkarte.
Die westfälische Küche begeistert Jung und Alt
Auch bei uns im Kaiserhof ist die westfälische Küche sehr beliebt. Obwohl wir in unserem Restaurant eher die modere, regionale und internationale servieren (natürlich fließt hin und wieder auch ein Stück feine westfälische Küche mit ein), so wird bei Veranstaltungen von unseren Kunden doch häufig etwas typisch Westfälisches – wie z.B. unser ganzjährig angebotenes Westfälisches Buffet – bestellt. Die einen wählen es für ihre Feier, weil es sie an vergangene Zeiten erinnert und Familie und Freunde miteinander verbindet. Die anderen, weil sie die unbekannte westfälische Küche genießen und erleben wollen.
Wir hoffen auch Ihnen mit diesem Artikel Lust auf westfälische Spezialitäten gemacht zu haben und freuen uns, Sie einmal im Kaiserhof begrüßen zu dürfen! Oder Sie besuchen während Ihres Aufenthaltes einen Themenkochkurs in der Landgenusswerkstatt (Westfalen de luxe) oder bei Art Cuisine, keine drei Gehminuten vom Kaiserhof entfernt. Hier habe ich bereits einen westfälischen Kochkurs - Veggie Style - mitgemacht und war begeistert von den mir teils unbekannten, "alten" Gemüsesorten, welche die Kursleiterin frisch vom bekannten Münsteraner Wochenmarkt am Domplatz besorgt hatte.
Mit kulinarischen Grüßen
Julia Wieduwilt
Fotoquelle: Himmel & Erde © Hildebrandt – fotolia.com
Seit 2002 ist die Tourismusbranche meine berufliche Heimat. Die ersten fünf Jahre habe ich als Reiseverkehrskauffrau gearbeitet, 2007 bin ich in die Hotellerie gewechselt, die ich Ende 2019 verlassen habe. Meine Leidenschaft ist es neue Länder, aber auch die eigene Heimat zu entdecken sowie aktuelle Trends und Themen aus der Branche aufzuspüren und andere davon zu begeistern. Mit meinen Blog-Artikeln möchte ich Sie inspirieren, zeigen wie vielseitig die Hotelbranche und das Münsterland sind und Sie dazu animieren, hin und wieder mal über den Tellerrand zu schauen.
Über Lob & Kritik oder Anregungen für neue Themen, über die Sie lesen möchten, freuen wir uns sehr. Schreiben Sie uns eine Mail an verkauf@kaiserhof-muenster.de!