Unsere Mitarbeiter engagieren sich ehrenamtlich (Teil 2)

Im ersten Teil unseres Blog-Artikels Dienst leisten: Nicht nur im Hauptberuf haben Azubi Finn Kersting und Wagenmeister Rainer Nüchter über ihr ehrenamtliches Engagement mit hohem zeitlichen Aufwand berichtet. Auch einer unserer Köche, Matthias Schreijer und ich engagieren uns in unserer Freizeit in einem Ehrenamt. Wir arbeiten beide mit schwerkranken Menschen. Heute berichten wir über unsere Aufgaben.
No handicap ► be free on ski!
Wer bist du?
Matthias Schreijer, 35 Jahre alt, Koch Gabriel´s, dem Restaurant vom Kaiserhof
Welches Ehrenamt übst du aus?
Ich begleite eine Skifreizeit ins Kleinwalsertal nahe Zaferna. Die Teilnehmer sind krebskranke Kinder von ca. 6-18 Jahren und deren Eltern. Ich koche für die ca. 45-köpfige Gruppe eine Woche lang. Initiator und Organisator ist Prof. Dr. Joachim Boos, Kinderonkologe am UKM. Im Jahre 1994 hat er die Initiative „No Handicap – be free on Ski“ gegründet und bietet damit betroffenen Familien Erholung in Therapiepausen. Ein tröstendes und stärkendes Urlaubserlebnis in einer schweren Zeit.
Wie lange machst du es schon?
Seit Anfang 2018. Ich habe zum zweiten Mal teilgenommen und werde es wieder tun.
Wie hoch ist der Zeitaufwand?
Bisher einmal im Jahr eine Woche (7 Tage). Ich nehme dafür eine Woche Urlaub und wäre bereit, mich eine weitere Woche zu engagieren. Derzeit denkt man über eine Surf-Freizeit im Sommer an der See nach – da wäre ich dabei!
Wie bist du auf das Ehrenamt aufmerksam geworden?
Der Kontakt kam durch meinen früheren Betrieb, dem Hotel Mövenpick. Der Professor ist Gast dort und die Initiative bekannt, über die Personalabteilung gab es Infos. Ich fühlte mich spontan angesprochen und hatte Interesse, aber auch Respekt. Ich war den Umgang mit schwerkranken Menschen, noch dazu Kindern, nicht gewohnt und ich hatte mich nie wirklich mit dem Thema beschäftigt. Ich wollte direkt mitmachen – das Skifahren war dabei zweitrangig, ein Baggersee wäre auch ok gewesen.
Was hat dich dazu bewogen es anzunehmen?
Diese - ausschließlich spendenbasierte - Therapiefreizeit kann nur durch viel Engagement und ehrenamtliche Helfer stattfinden. Inzwischen gibt es 7 Fahrten im Jahr mit jeweils um die 45 Personen. Professor Boos organisiert seit 25 Jahren alles und fungiert obendrein noch als Betreuer, Ausbilder und Skilehrer vor Ort. Unterstützt wird er von weiteren ehrenamtlichen Teilnehmern (teilweise ehemals Betroffene), die ihn seit Jahren begleiten, als Skilehrer und Betreuer fungieren, das Haus in Ordnung halten und kochen. Ein hoher Aufwand und Rundum-Paket. Auch die Eltern engagieren sich – sie sollen aber auch eine Auszeit erhalten.
So sieht ein Tag in der Ferienfreizeit für Mattias aus:
Man muss gut organisiert sein, mein Tagesablauf sieht so aus:
6 Uhr aufstehen, Frühstück vorbereiten
7 - 8 Uhr gemeinsames Frühstück, Vesper-Mitnahme
9 Uhr Familien gehen in die Skikurse, Helfer und ich räumen die Hütte auf, machen sauber.
Mittags kann ich selbst zwei Stunden auf die Piste. Statt Apres-Ski koche ich, mache sauber, befasse mich mit den Kindern.
15 Uhr sind alle zurück, Kaffee & Kuchen wird serviert und alle können sich aufwärmen
17 Uhr Vorbereitungen Abendessen
18.30 Uhr gemeinsames Essen
Ich bin verantwortlich für den Warenkorb und habe freie Hand, es darf nur nicht so teuer sein. Die Kinder sind offen für so Vieles und freuen sich über Überraschungen und wenn´s lecker riecht in der Hütte. Ein Junge war so kochbegeistert, dass er mir schon beim Frühstück geholfen hat und als erster nach der Piste freudestrahlend bei mir in der Küche stand. Am letzten Abend geht es zur benachbarten Almhütte zur Abschiedsparty mit Schnitzelessen.
Inwieweit bereichert dich dein Einsatz persönlich?
Noch nie habe ich Zeit mit Kindern verbracht, die eine Beeinträchtigung hatten. In der Skifreizeit habe ich nun intensiv Zeit mit krebskranken Kindern verbracht, die durch die Krankheit erblindet sind, gehbehindert wurden oder einfach körperlich extrem geschwächt waren. Ich bin im Umgang mit ihnen unverkrampft, natürlich und offen geworden. Besonders beeindruckt hat mich jedes Jahr aufs Neue die Leichtigkeit, Lockerheit und Lebensfröhlichkeit der Kinder, die schon viel erleiden mussten. Man versucht sich in die Lage des Kindes hineinzuversetzen und bestmöglich zu betreuen. Man versucht schwierige Situationen zu meistern. Ich tue hier Gutes und das erfüllt mich sehr. Wir haben engen Kontakt und Spaß miteinander.
Inwieweit berührt dich dein Einsatz? Wie kannst du mit „Negativem“ umgehen?
Positiv überraschen mich die Kinder mit ihrem Lebensmut. Da ist ein erblindeter Junge der besiegt dich beim Schach nur durch seine Bilder im Kopf – wow!
Die negativen Gefühlsmomente kommen zustande wenn man im Gespräch mit den Eltern ist und sie erzählen, was ihre Kinder während der Therapie erlebt haben und durchmachen mussten. Sie leiden enorm. Der Umgang damit ist schwierig und macht mich traurig. Aber sie geben mir auch viel. Mir wird durch die Gespräche immer wieder bewusst, wie gut es mir geht.
Was ist dir wichtig zu erwähnen, hast du eine Botschaft?
Bist du gesund, ist deine Familie gesund, dann ist alles gut. No handicap ► be free on ski!
Zahlen, Daten, Fakten
Matthias Schreijer hat uns eine Ausgabe der Zaferna Zeitung überlassen, die anlässlich der 100. Fahrt und zum 25. Jubiläum erstellt wurde. Hier werden ein paar beeindruckende Daten genannt, die wir zum Teil zitieren möchten:
- Anzahl der Fahrten: im April 2018 waren es genau 100!
- Begonnen hat alles mit einer Fahrt pro Jahr in den Jahren 1994 - 2001
- 2019: 6 reguläre Fahrten plus eine Erinnerungsfahrt und eine „Vielfahrerfahrt“ im Tal
- Ingesamt 789 Familien (inklusive Mehrfachfahrer) von 1994 bis 2018
- Pro Fahrt ca. 40 Personen (ca. 1/3 der Gruppe sind Betreuer), 6-8 Familien, insgesamt also schon rund 4.000 Reisende
- Köche und Team: 34 + 8
Quelle: Zaferna Zeitung, Ausgabe Winter 2019
Das leben ist kurz, nutze die Zeit sinnvoll!
Wer bist du?
Mein Name ist Julia Wieduwilt, ich bin 36 Jahre alt. Von Mai 2009 bis April 2019 war ich Hauptberuflich im Kaiserhof, zuletzt als stellv. Leitung für Verkauf & Marketing tätig. Seit Mai 2019 arbeite ich in der Seminarorganisation in einem anderen Unternehmen und nebenher weiter im Kaiserhof als Online-Redakteurin und Bloggerin.
Welches Ehrenamt übst du aus?
Ich engagiere mich im Hospiz Anna Katharina in meiner Heimatstadt Dülmen. Zusammen mit einer Freundin bereite ich das Abendessen für unsere Gäste zu. Wir nennen die Menschen, die dort ihren letzten Weg beschreiten Gäste, nicht Patienten. Nach kurzer Rücksprache mit dem Pflegepersonal fragen wir die Gäste, was sie essen möchten, bereiten dies zu und servieren es entweder auf dem Zimmer oder bei uns in der großen Küche. Haben wir Gäste in der Küche, setzen wir uns nach Möglichkeit dazu, um ein wenig zu quatschen. Danach machen wir „klar Schiff“, sorgen also dafür, dass alles abgeräumt und in der Spülmaschine verstaut ist. Dann noch ein kurzer Check, ob alles ordentlich und aufgefüllt ist und das war’s.
Wie viel Zeit investierst du für dein Ehrenamt?
Der eigentliche Abendbrotdienst ist kurz. Zu zweit brauchen wir im Schnitt zwei Stunden. Es kann aber auch mal mehr oder weniger sein. Das kommt immer drauf an, wie viele Gäste essen möchten. Ich gehe zwei Abende im Monat ins Hospiz. Hinzu kommen circa zwei bis drei Mal im Jahr Schulungen und Austausch-Abende.
Wir hatten zum Beispiel eine spannende Schulung zum Thema „essen anreichen“. Wir haben uns selber in ein Bett gelegt und ein anderer Ehrenamtlicher hat uns Essen angereicht, so dass wir spüren konnten, was für ein Gefühl das ist. Auch hatten wir eine Erste-Hilfe-Schulung und in regelmäßigen Abständen erhalten wir Hygieneschulungen, denn Hygiene ist in diesem Umfeld ungeheuer wichtig. Bei den Austauschabenden treffen wir andere Ehrenamtliche aus dem Telefon- und Empfangsdienst sowie Abendbrot-Dienst. Aktuell sind wir gut 40 bei einem Haus mit neun Betten! Hier besprechen wir aktuelle Themen, Wünsche unsererseits nach Schulungen und tauschen Erfahrungen aus.
Wie lange machst du es schon?
Ich engagiere mich seit Juni 2015 im Hospiz.
Wie bist du auf das Ehrenamt aufmerksam geworden und was hat dich dazu bewogen es anzunehmen?
Ich hatte schon länger vor mich ehrenamtlich zu engagieren, wusste aber nicht, wie ich das Ganze angehen sollte. Zufällig habe ich im März 2015 in der Zeitung einen kleinen Artikel gelesen. Das Hospiz lud am 1. April zu einem Informationsabend für potenzielle Ehrenamtliche ein. Das hat mich interessiert und ich habe einer Freundin davon erzählt, die ebenfalls interessiert war und sich angeschlossen hat.
Zugegeben, ich war vorher noch nie in einem Hospiz und wusste nicht, was mich erwartet. Aber die Stimmung war herzlich, gelöst und familiär. Ich habe mich gleich wohl gefühlt. Das Hospiz Anna Katharina bietet eine Vielzahl verschiedenster Einsatzmöglichkeiten für Ehrenamtliche, doch der „Abendbrotdienst“ hat mich am meisten angesprochen. Er gibt mir die Möglichkeit mit den Gästen zu interagieren und gleichzeitig die Dienstzeiten mit meinem Job zu koordinieren. Mir wurde vom Kaiserhof ein großes Entgegenkommen gezeigt: Es wurde extra darauf Rücksicht genommen, dass meine Dienste niemals mit den Diensten im Hospiz kollidierten. Dies war mir wichtig, denn Verlässlichkeit muss auch im Ehrenamt garantiert sein!
Am Ende des Informationsabends haben wir uns direkt für einen Probetag angemeldet. Sechs Wochen später haben wir unsere festen Einsatztermine bekommen. Seitdem bin ich zweimal im Monat im Einsatz und kann mir nicht vorstellen, dieses Ehrenamt wieder aufzugeben.
Inwieweit berührt dich dein Einsatz? Wie kannst du mit „Negativem“ umgehen?
Es mag sich kitschig anhören, aber es tut gut sich für andere zu engagieren. Allein deswegen bereichert das Ehrenamt mein Leben schon. Und unsere Gäste sind fantastisch! Bedenkt man in welcher Situation sie sich befinden, so strahlen sie doch so viel Stärke und Lebensfreude aus. Und sie haben meist die spannendsten Geschichten zu erzählen!
Gerade erst bei meinem letzten Besuch gestern Abend hatte ich eines der schönsten Erlebnisse der letzten vier Jahre. Am Morgen haben die Mitarbeiter einen großen Brunch organisiert. Abends haben wir alle Gäste und anwesenden Angehörigen eingeladen, auf die Terrasse zu kommen. Wir haben die Reste schön angerichtet und fast alle Gäste und einige Angehörige waren da. Bei warmen Temperaturen, einem Gläschen Wein und Sekt haben wir es uns eine gute Stunde gemütlich gemacht und Geschichten ausgetauscht. Die Krankheiten traten in den Hintergrund, wir haben das Leben einfach genossen. Das war wirklich toll!
Aber natürlich ist es nicht nur Spaß. Manche Situationen sind schwer. Ob man will oder nicht, einige Menschen schließt man einfach sofort in sein Herz und man nimmt Anteil an ihrer Situation. Die Gespräche mit Gästen und Angehörigen sind oft nicht lang, können aber unter die Haut gehen. Wenn einer dieser ganz besonderen Menschen verstorben ist versuche ich mich darauf zu fokussieren, dass dieser Mensch ein tolles – und zum Glück in vielen Fällen – langes Leben hatte und er jetzt von seinem Leid erlöst wurde. Bei besonders schwierigen Situationen haben die Pflegekräfte und die Ehrenamtskoordinatoren auch immer ein offenes Ohr für uns. Ein Grund, warum wir diesen Job zu zweit machen ist auch, dass wir uns im Privaten über besonders aufwühlende Situationen unterhalten können (ansonsten unterstehen wir natürlich der Schweigepflicht). So belastet uns das Ehrenamt nicht.
Was ist dir wichtig zu erwähnen, hast du eine Botschaft?
Mein ehrenamtlicher Job rückt Dinge in die richtige Perspektive: Macht es Sinn Zeit für unnütze Dinge aufzuwenden? Muss ich mich tagelang über etwas aufregen? Soll ich die Verwirklichung meiner Träume auf ‚später‘ schieben? Nein! Das Leben ist kurz! Mach jetzt was draus und konzentriere dich nur auf die wirklich wichtigen Dinge und Personen in deinem Leben! Das ist wahrscheinlich die wichtigste Lektion die ich durch mein Engagement gelernt habe.
Sind Sie bereit für ein Ehrenamt?
Haben Sie Interesse an einem Ehrenamt, aber Angst, dass dies zu viel Ihrer knappen Freizeit in Anspruch nimmt? Das muss nicht sein! Ob Sie sich nun einmal im Jahr engagieren, einmal im Monat oder einmal die Woche bleibt Ihnen überlassen. Die Caritas beschreibt es so: Das freiwillige Engagement richtet sich nach Ihren zeitlichen Kapazitäten und individuellen Interessen.
Wo kann man ehrenamtlich arbeiten?
Die Auswahl ist riesig, Sie können also etwas machen, was genau Ihren Interessen entspricht. Zum Beispiel
- Schöffe (das sind ehrenamtliche Richter, die bei der Urteilsfindung mithelfen)
- Trainer in einem Verein
- Seniorenbegleitung im Altenheim (z.B. Spaziergänge, Vorlesestunden, Hilfe bei den Essenzeiten)
- Mitarbeit in der Kirchengemeinde
- Hilfe bei Rettungs- oder Sozialdiensten wie dem Roten-Kreuz oder der Caritas in verschiedensten Positionen
- Mitarbeiter in der Schülerhilfe oder dem Jugendrat
- Engagement im Umweltdienst
- Engagement in der Flüchtlingshilfe, z.B. bei Sprachkursen oder anderen integrativen Aufgaben
Es gibt noch tausende weiterer Optionen, da ist sicher auch was für Sie dabei.
Wie finde ich ein passendes Ehrenamt?
Es gibt drei schnelle Methoden, ein passendes Ehrenamt zu finden:
- Google Sie nach den Begriffen Ehrenamt und dem Namen Ihren Wunsch-Einsatzortes (z.B. Ihre Heimatstadt)
- Fragen Sie Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen, ob sie Tipps haben
- Halten Sie in der Tageszeitung Ausschau nach Informationsabenden bzw. Aufrufen
Wenn Sie etwas gefunden habe, was Ihr Interesse geweckt hat, suchen Sie das persönliche Gespräch. Hier werden Aufgaben, Einsatzzeiten etc. besprochen. Probieren Sie es aus und geben Sie Feedback, ob das Ehrenamt gut mit Ihren restlichen Verpflichtungen in Einklang zu bringen ist und Ihnen Spaß bereitet. Passt es nicht, kann man den Einsatz ggf. anpassen oder Sie suchen sich ein anderes Ehrenamt.
Gemeinsam miteinander und aneinander wachsen
Ehrenamtler sind eine große Stütze der Gesellschaft, werden Sie Teil dieser Gemeinschaft! Machen Sie am besten heute noch den ersten Schritt. Nehmen Sie unsere Berichte als Inspiration für Ihren Weg zum Ehrenamt. Es ist bereichernd, es ist schön und es ist spannend! Machen Sie mit!
Herzliche Grüße
Julia Wieduwilt

Seit 2002 ist die Tourismusbranche meine berufliche Heimat. Die ersten fünf Jahre habe ich als Reiseverkehrskauffrau gearbeitet, 2007 bin ich in die Hotellerie gewechselt, die ich Ende 2019 verlassen habe. Meine Leidenschaft ist es neue Länder, aber auch die eigene Heimat zu entdecken sowie aktuelle Trends und Themen aus der Branche aufzuspüren und andere davon zu begeistern. Mit meinen Blog-Artikeln möchte ich Sie inspirieren, zeigen wie vielseitig die Hotelbranche und das Münsterland sind und Sie dazu animieren, hin und wieder mal über den Tellerrand zu schauen.
Über Lob & Kritik oder Anregungen für neue Themen, über die Sie lesen möchten, freuen wir uns sehr. Schreiben Sie uns eine Mail an verkauf@kaiserhof-muenster.de!