Was sagt Ihre Sitzplatzwahl bei Meetings über Sie aus?

Für alle Meeting-Touristen und Veranstaltungsbucher: Welchen Einfluss die Tischordnung, Platzwahl und Sitzhaltung haben
Vor kurzem bin ich über einen sehr interessanten Artikel im Internet gestolpert. Jochen Mai hat sich auf karrierebibel.de mit der Psychologie rund um Business-Veranstaltungen beschäftigt und die Ergebnisse mehrerer Studien zusammengefasst.
Tagungen, Meetings und Workshops finden fast täglich in unseren Veranstaltungsräumen im Hotel Kaiserhof statt. Und auch ich selber nehme häufig an Meetings teil. Was die Tischordnung, die Platzwahl und die Sitzhaltung alles über meine Kollegen, Chefs und mich aussagen, fand ich sehr spannend. Für die Organisation von Meetings gibt es im Internet schon viele Tipps und Checklisten. Aber die Bedeutung der Tischordnung & Co. scheint nicht bewusst zu sein, da sie bei den Planungen oft gar keine Relevanz haben. Für alle Tagungsbucher und Meeting-Touristen habe ich deshalb die spannendsten Fakten zusammengetragen.
Die Tischordnung: Distanz oder Offenheit?
Wer entscheidet über die Art der Bestuhlung? In unserem täglichen Geschäft sind es entweder die Bucher oder Referenten. Wussten Sie, dass es sechs typische Tischordnungen gibt, die bewusst je nach Art und Ziel des Meetings ausgewählt werden sollten? In seinem Artikel unterscheidet Jochen Mai zwischen folgenden Arten:
Das Rechteck
Eine Hierarchie der Plätze ist nicht erkennbar, was für eine Gleichstellung aller Teilnehmer sorgt. Sehr gut eignet sich das Rechteck für Teambesprechungen mit kreativen, projektbezogenen oder interpersonellen Themen.
Das Board
Bei uns wird diese Stellform "Block" genannt. Zwei Parteien sitzen sich hier an einem großen Tisch gegenüber. Am Kopf sitzt der Chef oder Moderator. Diese Bestuhlung eignet sich besonders gut für Kontroversen. Dabei sollte aber auf eine kleine Gruppengröße geachtet werden, denn je weiter die Teammitglieder vom Kopfende entfernt sitzen, desto weniger engagiert sind sie.
Die römische Zwei
Dies ist eine Variante des Boards, welche aber durch eine Lücke zwischen den beiden Parteien mehr Distanz schafft. Dass heißt, dass zwei sich nicht berührende Tische gegenüber voneinanderstehen, an einem Kopfende wird ein Tisch für den Moderator platziert.Diese Bestuhlungsversion wird oft bei Verhandlungen oder Schlichtungsgesprächen gewählt.
Das U
Die klassische Variante wird von vielen unserer Kunden gewählt. Das U fördert das Miteinander und ist ideal für Vorträge, Präsentationen und gruppendynamische Besprechungen.
Der Halbkreis
Beim Halbkreis entfallen die Barrieren, die beim U in Form von Tischen bestehen und hinter die sich die Teilnehmer verstecken können. Offenheit wird gefordert und gefördert. Nutzen Sie den Halbkreis für Brainstormings und Gruppengespräche.
Der Cluster
In der Praxis wird diese Variante bei uns kaum bestellt, doch eigentlich ist sie sehr interessant. Ohne ein erkennbares System werden im Raum Tischgruppen verteilt. Ein Moderator sitzt am Kopf des Raumes. Der Cluster eignet sich, wenn Sie Unterricht bzw. eine Präsentation mit Gruppenarbeiten verbinden möchten, ohne auf einzelne Gruppenräume auszuweichen.
Je nach Art und Ziel der Veranstaltung lohnt es sich also, seine vorher angedachte Bestuhlung zu überdenken. Vielleicht ist es zudem sinnvoll einfach mal verschiedene Formen der Tischordnung auszuprobieren und die Auswirkungen auf die Gruppe und die Ergebnisse zu untersuchen.
Die Platzwahl: Schleimer treffen auf Kronprinzen, Zuspätkommer und stille Analytiker
- Das Kopfende: Hier sitzt meist der Chef, mit dem Rücken zur Wand und dem Blick zur Tür, um Zuspätkommer oder Davonschleicher im Auge zu behalten und größtmögliche Macht zu demonstrieren.
- Die rechte Flanke: Eifrige Zustimmer – bei den Kollegen auch Schleimer genannt – haben hier ihren Platz. Worum es im Meeting geht? Zweitrangig! Von der Gunst des Chefs profitieren ist das Ziel.
- Die linke Flanke: Der Unabhängige, der seine Verbundenheit mit dem Chef ausdrücken, aber seiner Position und Meinung treu bleiben will, setzt sich an die linke Seite vom Chef. Diese Person hat einen gewissen Machtanspruch und wird daher laut Sharon Livingston „Kronprinz“ genannt.
- Das Mittelfeld: Sehen und gesehen werden, dass ist das Motto der extrovertierten Mittelfelder.
- Die Ecke: Nicht jeder möchte im Meeting eine große Rolle spielen. Für viele ist dabei sein alles, aber bitte ohne gesehen zu werden. Introvertierte, stille Analytiker verstecken sich daher gerne in der Ecke.
- Der Gegenpol: Das Gegengewicht zum Chef sitzt – meist mit einer konträren Meinung – diesem genau gegenüber.
- Der Restposten: Diese Plätze teilen sich die notorischen Zuspätkommer, die mal wieder keinen Platz am Tisch ergattert haben und nun in zweiter Reihe sitzen, mit denen die von sich behaupten, durch diese Platzwahl das große Ganze im Blick zu haben.
Fangen Sie schon an zu überlegen, wo Sie das letzte Mal gesessen haben? Stimmt Ihre Persönlichkeit mit den zugeordneten Eigenschaften der verschiedenen Positionen überein? Oder wird es Zeit für Veränderungen?
Doppelgänger-Alarm
Sitzen Sie gerade?
Nein, ich meine nicht, ob Sie gerade auf einem Stuhl sitzen, sondern wie Sie sitzen. Aufrecht, gekrümmt oder „wie ein Schluck Wasser in der Kurve“? Auch Ihre Sitzhaltung gibt Auskunft über Sie. Das fanden die Psychologen Sabine Stepper und Fritz Strack heraus. Die Sitzhaltung hat Einfluss auf Ihr Selbstwertgefühl und zeigt Ihre Einstellung zur Arbeit.
Nutzen Sie diese Tipps als Inspiration
Jochen Mai's Artikel hat mich dazu inspiriert beim nächsten Meeting mal in die verschiedenen Positionen zu schlüpfen und zu schauen, ob ich tatsächlich anders wirke und mich anders fühle. Auch werde ich darauf achten, ob sich Doppelgänger zueinander hingezogen fühlen und wer welche Sitzhaltung einnimmt.
Fügen Sie Ihrer Checkliste zur Organisation von Meetings diese wichtigen Informationen – vor allem zur Tischordnung – hinzu und finden Sie heraus, ob sich an der Dynamik und den Resultaten Ihrer Veranstaltungen etwas verändert.
Herzliche Grüße aus dem Kaiserhof
Julia Wieduwilt
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Seit 2002 ist die Tourismusbranche meine berufliche Heimat. Die ersten fünf Jahre habe ich als Reiseverkehrskauffrau gearbeitet, 2007 bin ich in die Hotellerie gewechselt, die ich Ende 2019 verlassen habe. Meine Leidenschaft ist es neue Länder, aber auch die eigene Heimat zu entdecken sowie aktuelle Trends und Themen aus der Branche aufzuspüren und andere davon zu begeistern. Mit meinen Blog-Artikeln möchte ich Sie inspirieren, zeigen wie vielseitig die Hotelbranche und das Münsterland sind und Sie dazu animieren, hin und wieder mal über den Tellerrand zu schauen.
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