Lohnt sich heute noch eine offizielle Sterne-Klassifizierung?

In Kürze steht sie wieder an, die Sterne-Klassifizierung, die es unseren Gästen vereinfachen soll, unsere Leistungen und Services durch die Einordnung in eine Hotelkategorie einzuschätzen. Doch ist dies noch zeitgemäß?
In Zeiten, in denen die meisten Buchungen über Buchungsportale kommen, die Hotels oft nach eigenen Bewertungskritierien einordnen, wie relevant sind da die von der DEHOGA vergebenen Sterne? Wir nehmen Sie auf der Suche nach einer Entscheidung mit und erläutern Ihnen das System der Sterne-Klassifizierung in der Hotellerie.
Die Deutsche Hotelklassifizierung
Eingeführt wurde sie 1996 von der DEHOGA Deutsche Hotelklassifizierung GmbH. DEHOGA steht für Deutscher Hotel- und Gaststättenverband, also der Branchenverband der deutschen Hotellerie und Gastronomie. Heute wird das System durch die Hotelstars Union vertreten, unter der Schirmherrschaft von HOTREC – Hospitality Europe, haben sich 17 europäische Hotelverbände zusammengeschlossen.
Das übergeordnete Ziel bei der Einführung war und ist auch heute noch, die deutliche Produktpositionierung und damit – laut Einschätzung der Initiatoren – besseren Absatzchancen. Außerdem soll/te für den Gast durch die Sterne-Klassifizierung eine verständliche Angebotstransparenz geschaffen werden.
Die Teilnahme ist freiwillig und kostenpflichtig. Eine Klassifizierung hat immer eine Gültigkeitsdauer von drei Jahren. Laut dem Deutschen Tourismusverband (DRV) kommen für die Klassifizierung
- „alle Zimmervermieter mit mehr als 9 Betten, also neben Hotels in der Regel auch Hotels Garni, Gasthöfe und Pensionen,
- Anbieter von Aparthotels und Boardinghäusern sowie
- Anbieter von Landhotels in Betracht.“
Der Kritierienkatalog
Hotelstars.eu schreibt auf seiner Webseite: „Der Fachbereich Hotellerie im DEHOGA legt die Bewertungskriterien und -modalitäten verbindlich fest und stellt deren bundesweit einheitliche Anwendung sicher“. Der Katalog, den Sie sich hier ansehen können, wird alle paar Jahre überarbeitet. Der aktuelle Kriterienkatalog umfasst 17 Seiten. Es gibt Mindestanforderungen, die durch anspruchsvollere Ausstattungsmerkmale aufgewertet werden können. Jedem Kriterium ist eine Punktzahl zugeordnet. Anhand der Summe der Punkte erfolgt die Klassifizierung in ein bis fünf Sterne.
1 Stern | Tourist |
2 Sterne | Standard |
3 Sterne | Komfort |
4 Sterne | First Class |
5 Sterne | De Luxe |
Betriebe, die mit ihrer Punktzahl zwischen zwei Kategorien stehen, also deutlich mehr erreicht haben, als der Mindeststandard der Klasse, erhalten den Zusatz „Superior“, so wie bei unserer noch bis Januar 2020 gültigen Klassifizierung. Was genau Sie bei den unterschiedlich klassifizierten Beherbergungsbetrieben erwartet, ist bildlich auf hotelstars.eu dargestellt.
Geprüft werden aktuell 251 (!) Kriterien aus den Bereichen
- Allgemeine Hotelinformationen
- Rezeption und Services
- Zimmer
- Gastronomie
- Veranstaltungsbereich
- Freizeit
- Qualitäts- und Onlineaktivitäten
Das Ausfüllen des Kriterienkataloges übernimmt nicht der Hotelier, sondern ein unabhängiger Prüfer. Jedes Kriterium wird im Detail geprüft und bewertet. Alles was nicht sichtbar ist, muss durch Zertifikate und Bescheinigungen nachgewiesen werden. Somit wird verhindert, dass ein Hotelier falsche Angaben macht und seine Gäste täuscht.
Nach der Auswertung des Katalogs durch den Prüfer und die Einordnung des Beherbergungsbetriebes in eine Klasse erhält der Besitzer eine Urkunde und kann weitere Werbematerialien bestellen, darunter auch die oben gezeigte Bronze-Plakette, die an unserem Vordereingang hängt.
Die Anzahl klassifizierter Hotels
Die Seite de.statista.com beziffert die Anzahl von geöffneten Hotels in Deutschland mit 12.900 (Stand Juli 2019). „Insgesamt verfügte Deutschland im genannten Jahr über rund 51.200 Beherbergungsbetriebe inklusive Campingplätzen.“ In einer weiteren Statistik auf de.statista.com wird „die Gesamtanzahl der klassifizierten Hotelbetriebe in Deutschland […] zum Stand Januar 2019 mit rund 8.100 Hotels“ angegeben. „Mit 4.830 sind die meisten dieser Hotels mit drei Sternen klassifiziert worden […]. Bayern ist mit über 1.500 Betrieben das Bundesland mit den meisten klassifizierten Hotels, gefolgt von Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.“
Auf Hotelstars.eu wird für den Zeitabschnitt 2005 – 2019 die Anzahl der klassifizierten Betriebe in Deutschland angezeigt. Deutlich zu sehen ist, dass seit 2016 ein kontinuierlicher Rückgang zu verzeichnen ist.
2017/2018 ist das System etwas in die Kritik geraten, da Hotels mit Sternen warben, die sie gar nicht mehr oder nie besessen haben. Als Konsequenz wurden stärkerer Kontrollen eingeführt und Klagen gegen Betrüger angestrebt.
Die Klassifizierung in Buchungsportalen
Warum stellen wir die Sterne-Klassifizierung in Frage? Nun, die Mehrheit aller Buchungen erhalten wir heute über Buchungsportale. Und diese nutzen oft eigene Klassifizierungskriterien. Schauen wir uns unsere drei größten Partner an:
Booking.com
Ein Nachteil für die Transparenz ist, dass wir neben dem Unterkunftsnamen drei verschiedene, ähnlich aussehende Markierungen entdeckt haben. Die gelben Sterne zeigen die offiziell erworbenen Sterne, sofern der Betrieb diese nachweisen kann. Runde Kreise „spiegeln wider, wie die Unterkunft im Hinblick auf die branchenüblichen Standards bezüglich des Preises, der Ausstattung und der angebotenen Services abschneidet. Diese Bewertung basiert auf einer Selbsteinschätzung der Unterkunft. […]“
Ein gelbes Viereck mit einem weißen Kreis in der Mitte erhalten Ferienhäuser, Ferienwohnungen und ähnliche Unterkünfte neben dem Namen. Diese Bewertung wird von Booking.com vergeben. „Damit wird die Qualität in Bezug auf Einrichtung, Größe, Lage und Service bewertet.“
Bei der Sucheinschränkung „vier Sterne“ werden Betriebe mit allen drei oben genannten Markierungen aufgelistet. Unwahrscheinlich, dass dem Buchende so auffällt, dass nur ein paar Betriebe eine offiziell überprüfte Vier-Sterne-Klassifizierung besitzen. Positiv ist die direkte Erklärung der einzelnen Symbole, die angezeigt wird, sobald man mit der Maus darüber fährt.
HRS.de
Wie die HRS-Sterne-Klassifizierung funktioniert ist nicht offensichtlich beschrieben. Ich musste sie suchen und habe sie auf der FAQ-Seite gefunden. Nach welchen Gesichtspunkten die Hotel-Klassifizierung erfolgt, erklärt HRS so: „[…] Über 250.000 Hotels aus eigener Anschauung zu kennen, ist unmöglich. Deshalb beruhen die HRS Sterne […] auf weiteren Informationsquellen, publizierten Bewertungen, vorhandenen offiziellen Einstufungen der Hotels; soweit eigene Angaben der Hotels herangezogen werden, erfolgen ggf. Überprüfungen durch HRS nach einem eigenen Bewertungssystem. Entscheidend für die Klassifizierung der Hotels bei HRS sind aber immer die uns mitgeteilten Erfahrungen und Bewertungen unserer Kunden. […] Die Beurteilungen unserer Kunden finden sich in den HRS Hotelsternen wieder.“ Also findet auch hier keine objektive Bewertung statt und in zehn Jahren im Kaiserhof kann ich mich an keine Überprüfung seitens HRS erinnern.
Expedia.de
Nachdem ich mir mehrere Beherbergungsbetriebe angesehen habe, darunter auch Ferienwohnungen, kamen bei mir Zweifel auf. Unter den Hilfeseiten habe ich Informationen zur Expedia-Sternevergabe gefunden: „[…] Sternebewertungen werden von Expedia basierend auf den Expedia-Standards vorgenommen.“ Selbst für einen „alten Hasen“ wie mich irreführend!
Unsere Entscheidung
Es wäre schön, wenn es so einfach wäre! Noch ist unsere Entscheidung nicht gefallen. Wir haben eine Pro und Kontra-Liste erstellt:
Pro Sterneklassifizierung | Contra Sterneklassifizierung |
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PRO und CONTRA gleichen sich in etwa aus – wir werden unsere Entscheidung der weiteren Vorgehensweise für den Kaiserhof bald treffen. Eine Tendenz gibt es bereits…
Ihre Meinung zählt
Wie wichtig ist Ihnen die Sterneklassifizierung? Suchen und buchen Sie explizit offiziell klassifizierte Beherbergungsbetriebe? Wie unterscheiden Sie eigene Klassifizierungen der diversen Buchungsportale von der offiziellen, wenn Sie auf einem Buchungsportal buchen? Ihre Meinung interessiert uns sehr. Schreiben Sie uns einen Kommentar oder eine E-Mail zu diesem Thema. Wir sind sehr gespannt auf Ihre Ansichten und werden diese in unseren Entscheidungsprozess einfließen lassen!
Herzliche Grüße aus dem Kaiserhof
Julia Wieduwilt

Seit 2002 ist die Tourismusbranche meine berufliche Heimat. Die ersten fünf Jahre habe ich als Reiseverkehrskauffrau gearbeitet, 2007 bin ich in die Hotellerie gewechselt, die ich Ende 2019 verlassen habe. Meine Leidenschaft ist es neue Länder, aber auch die eigene Heimat zu entdecken sowie aktuelle Trends und Themen aus der Branche aufzuspüren und andere davon zu begeistern. Mit meinen Blog-Artikeln möchte ich Sie inspirieren, zeigen wie vielseitig die Hotelbranche und das Münsterland sind und Sie dazu animieren, hin und wieder mal über den Tellerrand zu schauen.
Über Lob & Kritik oder Anregungen für neue Themen, über die Sie lesen möchten, freuen wir uns sehr. Schreiben Sie uns eine Mail an verkauf@kaiserhof-muenster.de!