Hotelkarriere mit 16?

Wie alle anderen Branchen auch, muss sich die Hotellerie und Gastronomie an das Jugendarbeitsschutzgesetz halten. Dies schreibt für die Gastronomie u. a. vor, dass der jugendliche Arbeitnehmer
- maximal 8,5 Stunden am Tag bei einer maximalen Wochenarbeitszeit von 40 Stunden eingesetzt werden darf
- nur in der Zeit von 6:00 bis 22:00 Uhr beschäftigt werden darf
- mindestens zwei Samstage und Sonntage im Monat beschäftigungsfrei sein müssen
Erst 16 - Grund für eine Absage?
Dies schränkt Hoteliers und vor allem Gastronomen in der Personalplanung ein, so dass viele junge Bewerber die Erfahrung gemacht haben, dass sie eine Absage nach der anderen auf ihre Bewerbungen erhalten. Das man aber trotzdem seine Karriere in der Hotellerie und Gastronomie mit 16 Jahren beginnen kann, ist tollen Angeboten von Fachschulen zu verdanken. Eine davon ist die Wihoga (Wirtschaftsschulen für Hotellerie, Gastronomie, Handel und Dienstleistungen) in Dortmund.
Auch wir haben 2016 die Bewerbung eines sehr jungen, aber doch sehr vielversprechenden Kandidaten erhalten. Jan Klossek war fest entschlossen eine Ausbildung zum Hotelfachmann absolvieren zu wollen. Wie seine Karriere im Kaiserhof trotz seines jungen Alters gestartet ist, erzählt er in dieser Sonderausgabe des Azubi-Blogs.
Das Alter als größte Hürde beim Karrierestart
Ich habe mit 16 Jahren meine Realschule abgeschlossen und durch Praktika und kleinere Erfahrungen in der Gastronomie die Branche kennengelernt. Schnell war mir klar, dass ich nicht weiter zur Schule gehen, sondern direkt anfangen möchte zu arbeiten. Gleichzeitig hatte ich aber auch nichts dagegen neben der Ausbildung schulisch weiter zu lernen. Als ich gelesen habe, dass man eine Ausbildung in der Gastronomie mit gleichzeitigem Fachabitur machen kann, habe ich mich recht schnell dafür entschieden. Für mich war das optimal, da ich einen Job mache, den ich gerne mache, dabei Geld verdiene und nach der Ausbildung noch ein Fachabitur in der Tasche habe. Damit habe ich zukünftig die Möglichkeit mich weiterzubilden oder meine berufliche Karriere in andere Bahnen zu lenken. Also habe ich mich unter anderem auch beim Kaiserhof beworben. Beim Bewerbungsgespräch tat sich dann aber ein kleines Problem auf, über welches ich mir bis dahin noch gar keine Gedanken gemacht habe: mein Alter.
Welche fantastischen Möglichkeiten es heute neben der klassischen Ausbildung gibt, kannst du auf unserer Info-Seite über die Ausbildung in der Hotellerie & Gastronomie nachlesen.
Ein interessantes Angebot
Ich habe mich auf den Ausbildungsstart August 2016 beworben. 18 Jahre alt werde ich Mitte 2018, da wäre ich bei einem Ausbildungsstart im Sommer 2016 schon in der zweiten Hälfte des zweiten Lehrjahres. Das heißt, ich wäre die ersten zwei Jahre erheblich eingeschränkt ausgebildet worden, da sich der Kaiserhof selbstverständlich an den Jugendschutz hält. Ich hätte beispielsweise für fast zwei Jahre im Restaurant keine richtige Spätschicht übernehmen können, die oft bis Mitternacht geht, da ich schon um 22:00 Uhr Feierabend machen muss. Doch gerade der Service macht mir besonders viel Spaß.
Daher habe ich von Herrn Fenneberg, der mit seiner Frau Anja Gastgeber im Kaiserhof ist, ein interessantes Angebot bekommen: Ich würde die Ausbildung im August 2017 beginnen und um das Jahr zu „überbrücken“ eine Hotelberufsfachschule in Dortmund besuchen, die Wihoga.
Vorteile eines Berufsvorbereitungsjahres
Nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen und mir die Wihoga angeguckt hatte, habe ich meine Entscheidung getroffen. Ich habe das Angebot angenommen und die Hotelberufsfachschule der Wihoga für ein Jahr besucht.
Die Vorteile sind:
- Alle Bereiche der Hotellerie & Gastronomie werden in verschiedenen Blöcken sowohl theoretisch als auch praktisch vermittelt
- Ich konnte meine Ausbildung mit einem Wissensvorteil starten
- Ich konnte das Jahr dazu nutzen, meine Berufsentscheidung zu festigen
- Ich könnte das Jahr für meine Ausbildung anrechnen lassen (da ich aber gleichzeitig mein Fachabitur mache, habe ich mich dagegen entschieden)
Ein vielseitiges Bildungsjahr
Wir haben an der Wihoga blockweise verschiedene Bereiche kennen gelernt. Ein Block bestand aus zwei Wochen Theorieunterricht sowie je einer Woche praktischen Unterrichts im Service und der Küche. Kochazubis können den praktischen Serviceunterricht im zweiten Halbjahr abwählen, um sich auf den Kochaspekt fokussieren zu können. Außerdem mussten wir Anfang des zweiten Halbjahres ein zweiwöchiges Praktikum in einem Hotel machen, um neue Einblicke in einem anderen Betrieb zu bekommen.
Themen im Theorieunterricht waren unter anderem
- Getränkelehre wie Kaffee, Tee und Kakao, aber auch Bier und ein wenig Wein
- Hygiene-Vorschriften und Arbeitsschutzmaßnahmen
- Grundlagen der Systemgastronomie
- Grundlagen der Buchhaltung und Wirtschaftslehre
Zusätzlich hatten wir normal Mathe, Deutsch und Englisch, da man an der Hotelberufsfachschule auch ohne einheitliche Abschlussprüfungen seinen Realschulabschluss um die Qualifikation erweitern kann.
Das Gelernte direkt in der Praxis anwenden
Für den praktischen Teil steht an der Wihoga das Schulrestaurant zur Verfügung. Dort haben wir uns z.B. um den Service für die Wirtschaftsabiturienten, die Betriebswirt-Studenten und die übrigen Hotelfachklassen (die gerade in der Theoriewoche waren) gekümmert.
Aber nicht nur der Service stand im Mittelpunkt. In einem Hotel gibt es viele verschiedene Bereiche. Vormittags hatten wir daher abwechselnd Housekeeping und Empfang. Das heißt, die Hälfte der Klasse hat in der Servicewoche im Fach Housekeeping bügeln, Textilien waschen und trocknen sowie die Zimmerreinigung gelernt. Die andere Hälfte hat zu der Zeit am Empfang oder im EDV-Raum den Umgang mit Protel gelernt. Protel ist eine gängige Hotelsoftware, die auch im Kaiserhof verwendet wird. Dort lernten wir eine Reservierung entgegenzunehmen, Gäste einzuchecken, Gäste auszuchecken und auch den Umgang mit Beschwerden.
Der perfekte Service – geübt an den Mitschülern
Danach sind wir in das Restaurant gegangen und haben dort gelernt wie man zum Beispiel an einer Siebträger-Kaffeemaschine Kaffee zubereitet, das korrekte Eindecken für Menüs und das Eindecken der Tische für den Mittagsservice. Auch wichtige Serviceregeln und Grundkenntnisse wurden vermittelt. Dann haben wir selber Mittaggegessen und uns auf den Service vorbereitet. Beim Service haben wir uns auf die Tische aufgeteilt. So geht der Service schneller und das Essen wird bestmöglich serviert. Es gab immer einen Hauptgang, der meistens auf Tellern serviert wurde. Anschließend ein Dessert bzw. ein Obstbuffet. So hat man schon gelernt, es sich in einem richtigen Restaurant anfühlt, konnte dabei aber noch entspannt lernen und üben, da man die Gäste ja meistens kannte. Zum Ende des Jahres hat unser Restaurantlehrer vereinzelt das Kommando an einen von uns übertragen, um uns so auch mal die Chance zu geben ein Gefühl dafür zu bekommen, ein Restaurant zu Koordinieren und auch mit der Verantwortung umzugehen.
Kochen für Schulveranstaltungen und den Tagesbetrieb
Das Gegenstück zum Service war die Woche Küche. Dort haben wir morgens mit Warenkunde begonnen, wo wir die Grundlagen der Küche kennengelernt haben. Dazu gehörten die verschiedenen Posten und deren Aufgaben in der Küchen, die Kochgeräte und Fachbezeichnungen und natürlich auch die Waren an sich wie Kräuter, Gewürze, Gemüse, Obst, Beilagen, Fisch, Fleisch und Geflügel. So hat man schon einmal einen Überblick wie vielseitig die Küche ist.
Dann ging der Unterricht praktisch weiter. Jeder bekam seinen eigenen Posten zugeteilt und man konnte so ein Gefühl für eine echte Küche bekommen. Wir haben mitgeholfen das Essen für die anderen Schüler jeden Tag frisch zuzubereiten. Aber auch für große Events der Schule bzw. für andere Veranstaltungen haben wir gekocht. Neben dem wird täglich ein 11 Uhr Snack zubereitet, wo Burger, Pulled-Pork-Sandwiches oder Flammkuchen für einen kleinen Preis verkauft werden. Zum Ende des Küchentages haben wir uns um das Anrichten für den Restaurantbetrieb gekümmert und danach alles aufgeräumt.
Umfangreiche Vorbildung als Mehrwert für die Ausbildung
Das Besondere an der Wihoga ist, dass man auch wenn man eigentlich noch zu jung für eine reguläre Ausbildung ist, schon sehr gut darauf vorbereitet wird. Und trotzdem verliert man keine Zeit. Denn das Jahr wird - bei guten Noten - von vielen Betrieben ganz oder teilweise anerkannt. Das heißt, dass man die Ausbildungsdauer verkürzen kann und trotzdem denselben Abschluss erhält, wie nach drei vollen Jahren.
Da man an der Wihoga gut sehen kann, ob einem der Job wirklich so viel Spaß macht wie man gedacht hat, ist das auch ein guter Start, falls man sich noch nicht ganz sicher ist. Denn falls man dann doch merkt, dass der Job nichts für einen ist, hat man keine abgebrochene Ausbildung, sondern eine Erfahrung und einen guten Namen im Lebenslauf mehr.
Deswegen bin ich mit meiner Entscheidung Herrn Fennebergs Angebot angenommen zu haben sehr zufrieden und kann diesen Weg auch nur weiterempfehlen. Ich habe viel gelernt und auch viele Kollegen aus der Branche kennengelernt, die jetzt in ganz vielen verschiedenen Hotels in Deutschland ihre Ausbildung machen.
Viele Grüße
Jan Klossek
Hotelfachazubi aus dem 1. Lehrjahr
