Viel mehr als ein Museum
Mit geringer Besetzung (unsere Kollegen/innen aus dem dritten Lehrjahr hatten gerade ihre Ausbildung beendet und einige andere waren im Hotel im Einsatz) ging es für uns am 10.07.2018 zum LWL–Museum für Kunst und Kultur. Zu Fuß etwa 15 Minuten vom Hotel entfernt und in Sichtweite vom Domplatz bekamen wir eine wunderbare Führung durch das größte Museum Münsters.
Das Museum
Ein besonderes Merkmal des Museums ist die Tatsache, dass es sich um ein Durchgangsmuseum handelt. Das bedeutet, dass jeder durch eine große offene Eingangshalle gehen kann, die von einer Glasdecke überdacht wird. Dort selbst befinden sich unter anderem der Museumsshop, ein Auditorium und eine Bibliothek. Von dieser großen sehr hellen Halle führen Treppen zu den einzelnen Ausstellungen und Kunstwerken. Bereits beim Betreten des Gebäudes spürt man die einzigartige Stimmung dieses Gebäudes, das durch die hellen Wände und großen Glasflächen entsteht. Man will bleiben. Volker Staab, der Architekt dieses Neubaus von 2014, überträgt in jedem der 55 Räume eine Stimmung die immer mit den jeweiligen dort ausgestellten Kunstwerken harmoniert.
Die Geschichte des Gebäudes
1908 wurde der Altbau des Museums eröffnet, doch wurde er während des 2. Weltkriegs zerbombt, wobei auch ca. 90 Kunstwerke zerstört oder entwendet wurden. Trotz des Wiederaufbaus wurde das Museum schnell zu klein, so dass man sich 1974 entschied einen moderneren Erweiterungsbau zu errichten. Dieser wurde 2009 jedoch wieder abgerissen da er doch sehr sanierungsbedürftig war und nicht mehr den Vorstellungen des neuen Museumsdirektors entsprach. So berief man den Berliner Architekten Volker Staab, der den heute bekannten Neubau entwarf. Seine Vision war es das Gebäudeinnere mit der äußeren Umgebung zu verbinden. Durch große Glasfronten und einen Innenhof, wo sich ein Restaurant befindet, gelang ihm dies eindrucksvoll. Der Altbau von 1908, mit seinem neoklassizistischen Atrium steht immer noch an der alten Stelle, ist in das neue Museum integriert und wird weiterhin für z.B. Lichtprojektionen genutzt.
Die Ausstellungen
Ein weiteres Merkmal des Museums ist die große Auswahl an Ausstellungsstücken. Man findet neben großen Bildern und Statuen auch kleine Werke die zum Grübeln anregen, was genau daran jetzt Kunst ist, bis einem auffällt, das genau dies der Plan des Künstlers war. Zudem finden sich hier Relikte aus vergangener Zeit und große, mühsam bestickte Wandteppiche die durch eine passende Raumgestaltung gut in Szene gesetzt werden.
Grundsätzlich spielt die Kunst um die Kunst eine wichtige Rolle. Durch Soundeffekte oder einfache Lichtanimationen bekommen manche Werke eine ganz besondere Stimmung. Ein Beispiel dafür ist ein „Kunstwerk“ wo jemand ein normales Blatt Papier auf die Wand geklebt hat. Durch die richtige Beleuchtung, die von einem Beamer auf das Papier projiziert wird sieht es aus, als würde sich das Blatt durch den Wind bewegen und drohe abzufallen.
Verschiedene Jahrhunderte
Die Kunstwerke sind durch verschiedene Jahrhundertabschnitte abgetrennt. So findet man das 11. – 16. Jh. direkt neben dem 16. – 19. Jh. wieder. In jedem Abschnitt findet man die passenden Werke zu der jeweiligen Zeit. Der erste Bereich des 11. – 16. Jahrhunderts besteht aus einem zweistöckigen Raum, der blau angestrichen wurde und in dem nur ein sehr großes altes Holz-Kreuz hängt (Bockhorster Stiftskreuz), das aus Versmold, Gemeinde Bockhorst stammt. Durch die hohe Decke soll das Gefühl einer Kapelle entstehen, wie man uns erklärte. Es ist das einzige Kunstwerk in dem Raum und durch die Beleuchtung wirkt es riesig und sehr beeindruckend. Anhand der Exponate ist es möglich bestimmte Dinge über die jeweilige Zeitepoche zu lernen. Frühe Kunstwerke z.B. sind in Westfalen fast immer kirchliche Kunst.
Auch die Kunst des 20. – 21. Jh. ist ein sehr spannender Bereich. Es wird viel mit Licht gespielt und grade hier erlebten wir „abstrakte Kunst“. Diese Bilder und Installationen erschließen sich nicht sofort, sondern wollen zum Nachdenken anregen. Häufig haben sie einen gesellschaftspolitischen Ansatz. Hier lassen sich unter anderem einige Werke der Düsseldorfer Kunst-Gruppierung ZERO betrachten.
Sonderausstellung „Frieden. Von der Antike bis heute“
Wie in vielen anderen Museen auch, gibt es auch in diesem Museum wechselnde Ausstellungen. Noch bis zum 02.09.2018 gibt es eine mit der Geschichte Münsters verbundene, aber auch politisch aktuelle Ausstellung zum Thema Frieden, die auf fünf Münsteraner Museen aufgeteilt ist. Das LWL-Museum schreibt auf seiner Webseite über die Ausstellung „Frieden. Von der Antike bis heute“: „400 Jahre nach Ausbruch des 30-jährigen Krieges (1618), 370 Jahre nach Abschluss des Westfälischen Friedens (1648) und 100 Jahre nach dem Friedensschluss von Versailles (1919), der den Ersten Weltkrieg beendete, beschäftigt sich die Ausstellung „Frieden. Von der Antike bis heute“ mit der Frage, warum Menschen zu allen Zeiten den Frieden wünschen, seine Bewahrung auf Dauer aber nie gelang.“
In einer einmaligen Kooperation zeigen das LWL-Museum für Kunst und Kultur, das Kunstmuseum Pablo Picasso Münster, das Archäologische Museum der WWU, das Bistum Münster und das Stadtmuseum Münster internationale Exponate.
Von der Kunst zur Esskultur
Am meisten hat uns die Vielfalt von Kunst beeindruckt. Durch die kompetente Führung war uns ein Zugang zu jedem Kunstwerk möglich und wir erfuhren viel über den Künstler, die Herkunft des Kunstwerkes und seinen historischen Zusammenhang. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken.
Bei dem tollen Sommerwetter durfte natürlich ein Eis am Ende des Ausfluges nicht fehlen. Und so haben wir unseren Ausflug mit der italienischen Esskultur beendet!
Liebe Grüße aus dem Kaiserhof
Finn Kersting
Auszubildender Hotelfachmann im 1. Lehrjahr